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Das „Nie wieder“ immer wieder sagen

Aktualisiert: 29. Juli

von Helmut Herreiner


Gedenken an die Opfer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Bissingen – Bundesminister a.D. Christian Schmidt sprach über Vergangenheit und Gegenwart (Fotos: Steffen Höhn)

 

Zum zweiten Mal fand in Bissingen eine Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Der 20. Juli 1944, der Tag des gescheiterten Hitler-Attentatsversuchs durch die Widerstandsgruppe um Claus Schenck Graf von Stauffenberg, jährte sich am vergangenen Samstag zum 80. Mal. Dies nahm der Krieger- und Soldatenverein Bissingen mit der Reservistenkameradschaft zum Anlass, an die Widerstandskämpfer und deren Mut im Kampf gegen Diktatur und Willkür zu gedenken.


Angesichts der heißen Temperaturen wich man für den ersten Teil der Gedenkfeier in die Pfarrkirche St. Peter und Paul aus. Der Vorsitzende des KSV Bissingen, Anton Schiele, und MdB Ulrich Lange konnten hier neben den fünf Fahnenabordnungen und Besuchern auch eine große Zahl von Ehrengästen willkommen heißen, darunter Landrat Markus Müller, den Landtagsabgeordneten Manuel Knoll, Bürgermeister Stephan Herreiner, Bezirksrat Ulrich Reiner und weitere Repräsentanten aus Politik und den Krieger- und Soldatenvereinen.


Ulrich Lange verband das Gedenken an die Opfer der Kriege, wie es an diesem besonderen Tag hier in Bissingen stattfinde, mit dem Hinweis auf den grundsätzlichen Wert des Friedens und der von den Vereinen gepflegten Kameradschaft sowie den Werten der Heimat und der Traditionen. Angesichts der derzeitigen Weltlage, aber auch der innenpolitischen Fragestellungen und Auseinandersetzungen müsse das Datum des 20. Juli 1944 wieder viel stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Der Umsturzversuch gegen Hitler war, wenn auch gescheitert, dennoch eine wichtige Etappe der deutschen Freiheitsgeschichte. Schließlich ging es der Widerstandsgruppe um Graf Stauffenberg um die rasche Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung eines Rechtsstaates.


Die familiäre Verbindung der Familie von Stauffenberg ins Schwäbische und auch ins Kesseltal verleihe dem Gedenken an den 20. Juli vor 80 Jahren gerade in Bissingen eine besondere Note, waren sich Ulrich Lange und Christian Schmidt, der nicht nur Bundeslandwirtschaftsminister, sondern unter anderem auch Staatssekretär im Verteidigungsministerium war, einig.


Pfarrer Ivan Kuterovac sprach während seiner Andacht davon, dass Frieden letztendlich nur dort möglich sei, wo Gerechtigkeit herrsche. Die Jahrtausende währende Geschichte des Alten und Neuen Testaments beweise dies ebenso wie die Tatsache, dass Hitler wohl nie an die Macht gekommen wäre, wenn die Weimarer Republik nicht vor allem an einem Mangel an sozialer Gerechtigkeit zerbrochen wäre.


Christian Schmidt, von 1990 bis 2021 als Mitglied des Bundestages und Mitglied der Bundesregierung in vielfältigen Funktionen tätig, hat seit August 2021 das Amt des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina inne und überwacht damit die zivilen Aspekte in einer Region, die über Jahrhunderte als „Pulverfass Europas“ galt und in der Frieden ebenfalls nicht selbstverständlich ist. So konnte er den Bogen zwischen einem Land, in dem im Zweiten WeItkrieg auch deutsche Soldaten kämpften, und der Bundeswehr als Verteidiger von Frieden und Freiheit spannen. In den Zeiten des Dritten Reiches war das Attentat vom 20. Juli 1944 nicht das erste und einzige. Die Widerstandsaktionen unterschiedlichster Form hatten jedoch, so Christian Schmidt, alle ein gleiches Ziel, nämlich die NS-Gewaltherrschaft nicht einfach hinzunehmen und so der Welt unter höchstem Risiko für sich selbst und für die Familien zu zeigen, dass sie Gewissen und moralische Verantwortung über persönliche Belange stellten. Heute sei es allen im Staate aufgegeben, dieses Erbe, das sich auch im „75 Jahre jungen“ Grundgesetz widerspiegele, zu pflegen. Das „Nie wieder eine Gewalt- und Unrechtsherrschaft“ müsse immer wieder laut gesagt werden.

Kranzniederlegung zum Gedenken an den 20. Juli 1944

Was MdL Manuel Knoll hier zurecht ergänzte, war die Feststellung: „Es gehört aber auch unbedingt zu einer Demokratie, dieses Gedenken gemeinsam und würdig zu begehen!“



Musikalisch umrahmt vom Musikverein Bissingen, mit einer Kranzniederlegung, einem Ehrensalut und dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne und der Bayernhymne wurde die Gedenkveranstaltung vor dem Kriegerdenkmal fortgesetzt.


Im Festzelt des TSV Bissingen, der sein 75jähriges Vereinsjubiläum feierte.

Anschließend ging es in einem Festzug hinauf zum Sportgelände des TSV Bissingen, der an diesem Wochenende sein 75jähriges Vereinsjubiläum feiern konnte. Landrat Markus Müller erhielt im Festzelt viel Beifall für seine Feststellung, dass Gemeinwesen sehr viel mit Vereinen zu tun habe, was der KSV und der TSV Bissingen an diesem Tag trefflich bewiesen. Er gratulierte dem TSV herzlich zu seinem 75jährigen Bestehen und erinnerte daran, dass ein aktives Vereinsleben wie beim TSV auch ein wichtiges Stück Heimat für viele Menschen aller Generationen darstelle. Christian Schmidt verknüpfte das TSV-Jubiläum mit der Verabschiedung des Grundgesetzes vor ebenfalls 75 Jahren und warb darum, den Blick zurück mit einem Blick in die Zukunft zu verbinden. Das Schlusswort blieb Bürgermeister Stephan Herreiner vorbehalten, der allen Beteiligten dankte und dafür plädierte, sich für die Vereine ebenso wie für das demokratische Gemeinwesen insgesamt einzusetzen.


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